Landrat Jürgen Müller übt deutliche Kritik an der Deutschen Bahn
Kreis Herford. Landrat Jürgen Müller hat in einem Schreiben an die Vorstandsmitglieder der Deutschen Bahn mit deutlichen Worten seinen Ärger zum Ausdruck gebracht.
Der Hintergrund: Die Bahn hat nach Monaten der Verzögerung heute nunmehr zwölf Trassenvarianten für die Neubaustrecke zwischen Hannover und Bielefeld vorgestellt.
Jürgen Müller: „Wir haben am 17. März dieses Jahres Vertreter der Deutschen Bahn bei uns im Kreistag zu Gast gehabt. Es wurde klar vereinbart, dass wir verlässliche Zahlen, Daten und Fakten geliefert bekommen, die die Notwendigkeit eines Neubaus einer ICE-Strecke zwischen Bielefeld und Hannover belegen. Das ist bis heute nicht passiert. Stattdessen erfahren wir einmal mehr aus den Medien vom aktuellen Stand der Planung, in der ein Ausbau der Bestandsstrecke überhaupt kein Thema mehr zu sein scheint,“ so der Landrat, der auch eine fachliche Auseinandersetzung mit den Gegenargumenten zu der starren Festlegung auf eine Fahrzeit von 31 Minuten vermisst.
„Das ist über alle Maßen frustrierend. Ein Neubau bedeutet gravierende Folgen für Landschaft, Lebensräume und hochwertige Ackerflächen in unserer Region. Für die Menschen aus dem Kreis Herford und der Region hat das ganz entscheidende Auswirkungen. Es ist mir unbegreiflich, wie das über die Köpfe der Kreise, Städte und Bürgerinnen und Bürger hinweg entschieden werden kann.“
Der Landrat sieht es daher als seine Pflicht an, „immer und immer wieder die Deutsche Bahn zu ermahnen, Transparenz an den Tag zu legen, mit uns in den Dialog zu treten und Interesse an einem vernünftigen Miteinander zu zeigen“.
Müller: „Wir möchten keine zwölf Trassenvarianten vorgesetzt bekommen, wir möchten, dass wir gehört und beachtet werden. Fairness und Kommunikation ist wichtig – und beides liegt der Deutschen Bahn sehr fern“.
Ebenso verärgert zeigt sich Müller hinsichtlich der aktuellen Einschränkungen rund um den Herforder Bahnhof. Ab Mitte August werden die Bahnhöfe in Gütersloh, Bielefeld und Herford komplett vom Fernverkehr abgekoppelt. Der Fernverkehr wird großräumig umgeleitet. Der Grund: umfangreiche Sanierungsarbeiten.
Reisende im Kreis Herford sind schon vorher mit Einschränkungen im Fernverkehr konfrontiert. Statt wie üblicherweise vier fährt aktuell nur ein ICE Herford an. Zudem enden ICE- und IC-Verbindungen vom Bahnhof Herford in Richtung Ruhrgebiet in Dortmund. Das wird auch nach der dreiwöchigen Sperrung so bleiben – und zwar bis zum 18. Oktober.
Auch hier habe die Bahn laut Müller viel zu spät informiert. „Für unseren Kreis hat es gravierende Auswirkungen, komplett vom Fernverkehr abgekoppelt zu sein. Viele Bürgerinnen und Bürger und Pendlerinnen und Pendler sind auf den Zug angewiesen“, so Müller. „Sanierung hin oder her. Die Deutsche Bahn muss das besser lösen. Statt Luftschlösser zu bauen und einen bis heute noch nicht begründeten Neubau einer ICE-Strecke zu planen, müssen Sanierungen effizienter durchgeführt werden“.
Der Landrat werde nicht müde werden, die Deutsche Bahn daran zu erinnern, „dass gesellschaftliche Akzeptanz immer eine Maßrichtung sein sollte. Fehlt diese, fehlt die Basis für jegliche Entscheidungen“.
Quelle: Kreis Herford
Bild: by OO